In einem völkerrechtswidrigen Überfall hat die russische Armee am 24. Februar die Ukraine angegriffen. Seitdem überzieht dieser Krieg die Menschen in der Ukraine mit Leid und Zerstörung. In einem Post in meinem Instagram-Acccount habe ich am 24. Februar zu diesem Krieg meine Meinung gesagt. Ich habe mich entschieden, diese Homepage nicht für politische Äußerungen zu verwenden und bitte daher meine Leser, sich diesen Instagram-Post anzusehen. Auch auf Twitter habe ich Stellung bezogen, wobei ich Twitter nur gelegentlich verwende. Meine Homepage will ich wie bisher dafür nutzen, über meine wissenschaftlichen Aktivitäten zu informieren und Vorschläge für die Erkundung der Antike im Internet zu machen.
Zugleich bin ich mir der unvermeidlichen Paradoxien von Objektivität und Parteilichkeit bewusst. Wissenschaftliches Arbeiten und die Arbeit aller Medienschaffenden, auch der privaten Blogger, ist auf ein Mindestmaß an Freiheit angewiesen. Diese Freiheit floriert nur in liberalen, demokratischen Gesellschaften, weil nur in solchen Kontexten die Freiheit zu Widerspruch, Dissens und Provokation gegeben ist, ohne die Wissenschaft nicht mehr frei nach der richtigen Antwort suchen kann und die Medien sich zum Sprachrohr der Mächtigen degradieren.
Als Wissenschaftler kann man also gegenüber der Bedrohung der Freiheit nicht unparteiisch sein. Der Angriff, den die russischen Armee unter dem Befehl des gnadenlosen Diktators Putin auf die demokratisch verfasste Ukraine ausgeübt hat, ist ein Angriff auf die freiheitlichen Werte Europas. Das bedeutet für die Wissenschaft: Würden sich Putin und seine Anhänger in Europa durchsetzen – z. B. indem sie den Angriffskrieg ausweiten – , dann gäbe es keine freie (und damit überhaupt keine) Wissenschaft mehr. Medienprodukte aller Art wären von Angst und Zensur bestimmt.
Jedoch kann es für die Wissenschaft keine Verpflichtung zum politischen Engagement geben. Denn das gleiche Engagement für die unvoreingenommene Suche nach der richtigen Antwort, das gegen die Feinde der Demokratie verteidigt werden muss, erfordert auch, dass bei einer dem Ideal der Objektivität verpflichteten Forschung die Antworten nicht schon vor dem Beginn der Suche feststehen dürfen. Derart festgelegt wären sie aber, wenn die Wissenschaft sich als Spieler auf dem Feld der Politik definieren würde.
Zugleich trifft es zu, dass jedes Denken ist von einer Beobachterperspektive geprägt und bestimmt ist. Damit ist eine subjektive Linie auch dem wissenschaftlichen Forschen inhärent. Das bedeutet aber gerade nicht, dass Subjektivität zum Prinzip des wissenschaftlichen Fragens erhoben werden dürfte.
Hier wäre mehr zu sagen. Diese Worte müssen heute ausreichen. Meine Sorge ist mit den Menschen in der Ukraine; Zuversicht war selten so schwer zu erhalten.
Das Mindeste, liebe Leserinnen und Leser, das Sie nun für die Menschen in der Ukraine tun können, ist spenden (Beispiel: Spendenaufruf des ZDF für die Ukraine). Politisches Engagement auf den passenden Kanälen ist ebenfalls wichtig.