Der Tatort Querschläger (1. Dezember 2019, ARD, Regie: Stephan Rick; Tatort – Spiegel) lädt seine Zuseher*innen sehr deutlich zu einem Vergleich mit den Serien Breaking Bad und Ozark ein, zuerst natürlich mit BB. Die Intertextualitätssignale sind leicht zu erkennen: Ein Familienvater wird zum Verbrecher, weil er Geld für eine teure Operation beschaffen muss. Während Walter White, nome de guerre Heisenberg (BB), selbst krank ist, leidet in Querschläger die Tochter des Verbrechers an einer unheilbaren Krankheit. In beiden Werken dient eine Website mit Spendenaufruf dazu, das kriminell beschaffte Geld als vorgebliche anonyme Wohltat zu verschleiern (es ist etwas komplizierter, aber der Abkürzung halber lassen wir das so stehen). In beiden Werken sind es kranke bzw. behinderte Kinder, die das Wohlwollen der Zuseher*innen binden können.
Also eine Kombination von variatio und imitatio.
Es gibt demnach keinen Ideenklau zu beklagen, sondern eine pfiffige Anlehnung. Wie sieht es mit der Komplexität der Umsetzung aus?
Ein subtiler Grundzug sowohl von BB als auch von Ozark liegt in der Gestaltung der Gewalt. Die Helden (Walter White/Martin Byrde) sind Verbrecher, wenn auch widerwillig und zu einem guten Zweck – family values werden hier ironisch gebrochen. Aber sie wenden selbst keine Gewalt an.
Das Format Tatort will den Zuseher*innen keine allzu große Komplexität zumuten. Der Held (der Zollbeamte, gespielt von Milan Peschel) kann nicht gewaltlos bleiben. Gewalt ohne Gewalt ist vielleicht zu dialektisch für den Sonntagabend? Der Nachteil: Stephan Ricks Mörder leidet unter einem allzu starken Bruch zwischen der väterlichen Liebe zu seiner Tochter und der mörderischen Aggressivität. Die amerikanischen Helden haben genauso viele Opfer auf dem Gewissen, aber sie schießen nicht selbst, halten also ihre innere Orientierung fest.
Dennoch: Ein interessanter Film. Aber gilt hier nicht auch: Amerika, du hast es besser?